Phantasie

Nehmt euch vor SCHABALU in Acht

Spannende, fantasievolle, nicht langweilige Bücher für Grundschulkinder finde ich gar nicht so häufig. Zwar gibt es jede Menge interessanter Sachbücher, die mein Kind gerne liest oder sich vorlesen lässt, aber mitreißende Geschichten sind zumindest hier auch immer gesucht.

Titel: Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht
Autor: Oliver Scherz
Alter: ab ca. 7 Jahre zum Vorlesen, ab ca. 10 Jahre zum Selbst Lesen
Lesedauer: Buch mit 138 Seiten, 12 Kapitel à jeweils ca. 20-25 Minuten
Bestellbar* z.B. bei Amazon oder bei Thalia

Inhalt

Die drei Geschwister Mo, Kaja und Jonathan klettern heimlich über einen alten Zaun in einen längst vergessenen Vergnügungspark. Dort sind noch, ramponiert und zerfallen, Teile des alten Riesenrads, des Sees mit Booten, der Dinosaurierwelt, der Goldgräberstadt und vieles andere zu sehen.

Was die Kinder nicht wissen: Der Vergnügungspark – oder genauer gesagt die Figuren im Park – erwachen zum Leben. Als erstes begegnen sie im Saloon der Goldgräberstadt dem Sheriff, der – aus Holz gemacht – sich bewegen und sprechen kann und, wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt, wohl irgendwie über den Park wacht.

„Kaja rieb sich die Augen, weil sie plötzlich glaubte, die Hand des Cowboys greife nach dem Glas. So langsam, dass man es kaum merkte. Und genauso langsam führte die Hand es kurz darauf zum Mund. Auch Jonathan und Mo sahen, wie der Cowboy das Glas in einem Zug leerte! Dann drehte er sich auf seinem Hocker halb zu ihnen um, sodass sie den Sheriff-Stern gut sehen konnten, der an seiner Brust hing. „Geht nach Hause! Dieser Ort ist für euch verboten!“ Die Stimme des Sheriffs klang knarzig wie die rostige Schwingtür des Saloons. Er knallte das Glas zurück auf die Theke, setzte seine Stiefel auf den Boden und stand auf. Im Stehen war er fast vier Köpfe größer als Kaja. Er war hager und lang wie ein knorriger Baum. Die Falten auf seiner Stirn waren tief. Wie in Holz gekerbt. Er schaute sorgenvoll und streng zugleich.“

aus: Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht; Autor: Oliver Scherz

Die drei Geschwister folgen dem Sheriff durch den Saloon und stellen erstaunt fest, dass sich dahinter plötzlich eine weite Prärie befindet. Auch in den folgenden Kapiteln entdeckten die Kinder neue Welten und Figuren: Goldsuchende Cowboys und Indianer, lebendig gewordene Dinosaurier, ein Wald voller Riesen, Zwerge und einen Zuckerwattewagen, die alte Geisterbahn mit allerlei Gruselfiguren, die Piraten auf dem See des Vergnügungsparks, denen sie nur knapp entkommen.

Ihr Weg führt die drei Kinder zum zauberhaften, wunderbaren Märchenschloss – das die Bewohner der mystischen Welt magisch anzuziehen scheint. Denn dort wohnt Schabalu, der Clown, den sie alle treffen wollen und der das „weiße Gold“ hat, das alle wollen: Zucker. Als die Kinder das Schloss endlich erreichen und Schabalu treffen, versucht er sie mit den Schönheiten des Schlosses, seinen Tricks und seinem weißen Gold zum Bleiben zu bewegen und treibt fast einen Keil zwischen die Geschwister. Glcüklicherweise wiederstehen sie ihm und ihnen gelingt gemeinsam die Flucht aus dem Park.

Fantasievolle und mutige Zuhörer erwarten diese zwölf Kapitel:

  • Betreten verboten
  • Goldgräberfieber
  • Das Riesenland
  • Das Schloss
  • Die Geisterwelt
  • Die Wahrsagerin
  • Der Piratensee
  • Der große Schabalu
  • Die Spaßfabrik
  • Verdrehte Köpfe
  • Schabalus letzter Trick
  • Endbahnhof

Meine Bewertung

Kennt ihr diese Bücher, die man nicht mehr aus der Hand legen kann? Bei denen man immer denkt „nur noch dieses Kapitel“ und dann doch immer weiter liest? So ging es mir und meinem Sohn (beim Vorlesen 8 Jahre / 2. Klasse) mit Schabalu.

Das Buch besticht mit einer absolut phantasiereichen, fantastischen Geschichte und einem tollen Spannungsbogen. Achtung: Nichts für empfindliche Kinder, denn es wird zwischendrin schon etwas gruselig in der Geschichte und der Sprache. Auch einige der Zeichnungen wie z.B. die auf dem Piratensee haben Gruselpotenzial.

Die Sprache ist vielfältig und bildreich – ein Genuss auch für den Vorlesenden. Durch lange Sätze, den umfangreichen Wortschatz und auch die Länge der Kapitel, wäre das Buch definitiv für meinen Zweitklässler noch nichts zum Selbst-Lesen gewesen. Da die Geschichte aber wirklich gut und auch für ältere Kinder spannend ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass er es vielleicht in der 4. oder 5. Klasse nochmal in die Hand nimmt und dann alleine liest – ich werde euch gerne berichten.

Die drei Geschwister sind aus meiner Sicht gute Identifikationsfiguren, weitgehend frei von Rollenklischees. Mo ist als Jüngster oft etwas ängstlicher als seine Geschwister, handelt dafür aber am Ende besonders aufmerksam. Seine ältere Schwester Kaja ist recht furchtlos und ziemlich gewieft, wie sie z.B. auf der Flucht vor den Piraten unter Beweis stellt. Jonathan, der älteste der drei, ist loyal und zuverlässig – so hadert er im Lauf der Geschichte immer wieder mit seiner Rolle als „Hilfs-Sheriff“, die er in einer der ersten Kapitel zugeschrieben bekommt.

„Dann tat Kaja das, was ein Käpt’n bei einer meuternden Mannschaft tun musste, wie sie fand: Sie zog den Hebel neben dem Steuerrad bis zum Anschlag nach hinten, nahm ihre zwei treuesten Seeleute an die Hand und kletterte mit ihnen über das Geländer des Schiffes. Dann holte sie tief Luft und sprang mit ihnen von Bord. Drei Meter flogen sie in die Tiefe. Für Mo war es der mutigste Sprung seines Lebens. Wasser spuckend tauchte er wieder auf und klammerte sich an Jonathans Rücken fest, während des Brüllen vom Deck des Schiffes bis zu ihnen nach unten drang.“

aus: Wenn der geheime Park erwacht, nehmt euch vor Schabalu in Acht; Autor: Oliver Scherz

Schön fand ich noch ein kleines Gimmick im Buch: Das Lied, das Schabalu „singt“, kann man auf den Seiten des Thienemann-Verlags kostenlos anhören. Außerdem ist das Buch in den „Lese-App“ Antolin, die von vielen Schulen genutzt wird: Dort können die Kinder Punkte sammeln, wenn sie ein Quiz mit Fragen zum Buch beantworten können.

Was ist euer Lieblingsbuch für Grundschulkinder?

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